Valse triste vom Zielbahnhof

Unser letztes Programm entstand 1989/90 in der Zeit der Wende. Wir fuhren damals gemeinsam mit vielen Liedermacherkollegen durch die aufbegehrende DDR und führten das Programm „Morgen hau’n wir auf die Pauke“ auf, eine Art „Liedermacherrevue“. Mit dabei waren u.a. Reinhold Andert, Aufwind, Jörn Brumme, Ines Krautwurst und Stefan König, Jens-Paul Wollenberg, Musiker der bolschewistischen Kurkapelle und Dietmar Halbhuber. Inszeniert wurde diese Revue von Peter Dehler. Rockmusiker und Liedermacher verfassten zu dieser Zeit gemeinsam eine Resolution für eine bessere DDR. die auf den Konzerten verlesen wurde und jedesmal die örtliche Staatsmacht auf den Plan rief. Manche wurden vorrübergehend verhaftet, mit anderen wurde „nur“ diskutiert. Im September 1989 führten wir das Programm in der Erlöserkirche Berlin bei einem Treffen aller oppositionellen Gruppen in der DDR auf. Die Kirche war voller „Westmedien“ und voller Stasi. Nach der Verhaftungswelle zum 6.Oktober spielten wir gemeinsam mit einigen bekannteren Künstlern (u.a. Tamara Danz, Angelika Weiz) nochmal dort. Staunend sahen wir uns dann spät abends in den Tagesthemen beim gemeinsamen „Give Peace a Chance“-singen. Dann gab es noch die große Demonstration am 6.November auf dem Alexanderplatz und kurze Zeit später hieß es „Go West“. Ralf erzählte damals, dass er sich jedesmal wenn er am Bahnhof Friedrichstraße von der Arbeit nach Hause fuhr furchtbar einsam zwischen all den Menschen mit ihren Einkaufstüten vorkam. In einem „Poesiealbum“ der Ostberliner Dichterin Brigitte Struczyk fand er dann den Text, der unserem letzten Programm den Namen gegeben hat.

 

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